Wir trauern um Christian Papadopoulos, dem Gründer des kombabb-Kompetenzzentrums NRW. Er ist am 9. März 2020 verstorben.
Ohne Christian gäbe es das kombabb-Kompetenzzentrum NRW (= Kompetenzzentrum Behinderung, akademische Bildung (bzw. Studium) und Beruf) in Bonn höchst wahrscheinlich nicht. Er prägte bereits als Projektleiter das Projekt „Bildungschancen für behinderte und chronisch kranke Schülerinnen und Schüler“ (BiChan) der Bundesarbeitsgemeinschaft Behinderung und Studium e.V. (BAG), auf dessen Arbeit und dessen Erfahrungen das kombabb-Kompetenzzentrum NRW aufbaut. Nach 28 Monaten „BiChan“ war klar, dass behinderte und chronisch kranke Schülerinnen und Schüler einen großen Bedarf an Informationen und individueller Beratung haben, der von anderen Beratungsangeboten nicht berücksichtigt wurde. Genauso sicher war aber nach der bundesweiten Arbeit auch, dass ein Beratungsangebot nicht ganz Deutschland abdecken kann. Deshalb entschied sich der damalige Vorstand der BAG, dem ich angehörte, zunächst ein Folgeprojekt für Nordrhein-Westfalen ins Leben zu rufen. Darum sollten sich zunächst Christian und ich kümmern. Gemeinsam erarbeiteten wir eine Projektskizze. Dass diese schon bei unserem ersten Termin im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) NRW auf großes Interesse stieß, war zu einem großen Teil Christians Kenntnis der nordrhein-westfälischen Behindertenpolitik und Verhandlungsgeschick zu verdanken. So konnte das kombabb-Kompetenzzentrum NRW schon am 1. Juli 2008, nur ein halbes Jahr nach dem Ende des Projekts BiChan, starten.
In den folgenden drei Jahren arbeiteten wir eng zusammen. Als hauptsächlich für das Projekt verantwortliches Vorstandsmitglied konnte ich mich immer auf ihn verlassen. Mit seiner Kreativität und Energie hat er in dieser Zeit das Kompetenzzentrum geprägt und als exzellenter Netzwerker wichtige Kontakte geknüpft, die bis heute tragen. Zudem trug er wesentlich dazu bei, dass aus drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit unterschiedlichen Vorerfahrungen ein Team wurde. Für Christian, wie auch für die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, war die Arbeit im Kompetenzzentrum aber auch politisch. Beratung und das Bereitstellen von Informationen für benachteiligte Menschen ist an sich schon politisch. Mit Informationsständen bei Reha- und Ausbildungsmessen wird aber auch auf die Zielgruppe des Kompetenzzentrums aufmerksam gemacht. Christian war zusätzlich in hohem Maße ehrenamtlich politisch aktiv und hat dabei viel aus seiner Arbeit eingebracht.
Christian blieb dem kombabb-Kompetenzzentrum NRW auch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses verbunden. So unterstützte er uns mit seinen Kontakten in der Zeit, als die weitere Finanzierung des Projekts auf der Kippe stand. Auch in seiner Zeit nach kombabb blieb er dem Ziel einer inklusiven Gesellschaft treu. Ob als Referent im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, als selbstständiger Berater für Barrierefreiheit oder Koordinator im Absolventennetzwerk IXNET – Inklusive Expertinnen / Experten Netzwerk. Und er sprühte weiter vor Ideen.
Ich werde ihn vermissen. Als klugen, kreativen, tatkräftigen Menschen, mit dem man Ideen zu Plänen schmieden und ins Leben bringen konnte, als politischen Kopf, mit dem ich intensiv diskutieren und Strategien entwickeln konnte. Als energiegeladenen Kämpfer, der auch über diplomatisches Geschick verfügte. Und natürlich als Freund, mit dem ich unzählige schöne Stunden verbringen durfte.
(Dr. Sven Drebes, 2000-2012 und 2013/14 Mitglied im Vorstand der BAG Behinderung und Studium e.V., Trägerverein des kombabb-Kompetenzzentrums NRW, 2008-2014.)
Das Team des kombabb-Kompetenzzentrums NRW, Christiane Schneider, Stephanie Feinen und Johanna Krolak, danken Sven Drebes für den Nachruf und Christian Papadopoulos für sein jahrelanges Engagement, seine Streitbarkeit, seinen Humor und letztendlich dafür, dass es unsere Beratungsstelle gibt!
(Stand: 25.03.2020)